Jugend in der Welt
ActiWisdom

ActiWisdom

Im Dezember 2011 gründete sich die Gruppe „Actiwisdom“ welche sich zum Ziel gesetzt hatte ein internationales Training für gewaltfreie Aktion und zur Stärkung der Zivilgesellschaft zu veranstalten. Im Februar 2012 trafen sich Teilnehmende des Projekts „Actiwisdom“ zu einem Planungswochenende. Danach gab es Regelmäßige Telefonkonferenzen und in größeren Abständen Treffen bei denen vor allem ein konkreteres Konzept entwickelt wurde. Es wurde ein Finanz- und Zeitplan entwickelt und nachdem das Projekt so als realisierbar erklärt wurde nach einer Partnerorganisation gesucht. Im September gab es den ersten Kontakt zur Partnergruppe „Kengonet“ aus Nairobi, Kenia. Bis Ende des Jahren wurden noch weitere Erwartungen und Ideen ausgetauscht und Strategien zur Realisierung getroffen.

Die größte Herausforderung stellte die Finanzierung des Projektes dar. Als absehbar wurde, dass sich keine Finanzierung in der vorgesehenen Größenordnung findet, wurde ein „Lowbudget-Plan“ erstellt, der nur noch die finanziellen Mindestanforderungen berücksichtigte und das Projekt deutlich beschnitt. Durch Querfinanzierung war es aber letztendlich möglich eine verlässliche Finanzierung des Projektes zu gewährleisten.

Die inhaltlichen Planung des Projektes nahm gegenüber der organisatorischen Vorbereitung einen kleineren Raum ein, verlief dennoch zufriedenstellend, da auf ein breites Netzwerk an Kontakten und Kooperationspartner_innen zurückgegriffen werden konnte. Es wurde versucht ein möglichst breit gefächertes Angebot zu schaffen, um einen Einblick in basisdemokratische und gewaltfreie nicht-parlamentarische politischen Aktivismus zu geben. Dazu wurden diverse Gruppen und Personen angefragt und so ein relativ reichhaltiges Programm mit teils öffentlichen und teils internen Workshops für drei Wochen zusammengestellt.

Als Veranstaltungsort fiel die Entscheidung auf den „Weltraum“, einem Nachbarschaftsladen in der Ratiborstraße in Berlin. Gründe für diese Entscheidung waren zum Einen die günstige Lage des Raums in Berlin-Kreuzberg und die Infrastruktur mit Küche und Internet, zum Anderen ist der Weltraum mit seinem Konzept von transition town auch ein politisch interessanter Ort.

Das Ziel, gemeinsam mit den kenianischen Aktivist_innen einen Teil von basis-demokratischer, nicht-parlamentarischer politische Arbeit in Deutschland zu erleben wurde erreicht. Ein vielfältiges Programm bot tiefe Einblicke in hiesigen politischen Aktivismus. Durch flexible Programmgestaltung konnte auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste besser eingegangen werden. Beispielsweise wurden auf ihren Wunsch Begegnungen mit Studierenden und Doktoranden aus Kenia und Uganda organisiert, um einen Einblick in die studentische Lebenswelt und Informationen über die Möglichkeiten des Studiums in Deutschland zu erhalten. Insgesamt zeigte sich, dass drei Wochen für eine solche Art des Austausches viel zu kurz sind.

Im Rahmen des Low-Budget-Plans wurde die Verpflegung durchgehend in self-catering organisiert, das heißt, das wir gemeinsam mit unseren Gästen einkauften und kochten. Dadurch entwickelten sich rund um die Themenfelder Gender, Gleichberechtigung, veganer Ernährung und „Kultur“ sehr interessante Debatten und Kontroversen.

Das Hinzuziehen von vielen externen Expert_innen hat das Programm bunt und abwechslungsreich gestaltet und uns als Vorbereitungsgruppe stark entlastet. Es wurde Wert auf eine hierarchiearme Arbeitsweise gelegt, d.h. Entscheidungen wurden gemeinsam gefällt, sowohl in der Vorbereitung als auch während des Austauschs.

Ein Ziel des Austauschs war die Erweiterung des Wissens der Teilnehmenden über mögliche Formen des gewaltfreien Protestes, damit dieses neue Wissen zurück in die eigenen Strukturen getragen werden kann und damit ein Multiplikator_innen-Effekt generiert wird. Durch das umfangreiche und weit gefächerte Programm während der drei Wochen wurde dieses Ziel angesteuert. Es kam von Seiten der Kenianer_innen viel positives Feedback, vor allem zu den Punkten Bezugsgruppen, Moderation und Konsens, zum „Erste Hilfe Workshop“ und zum Workshop „Einsatz von Musik auf Demonstrationen“. Sie waren sich einig, dass diese Methoden in Kenia Anklang finden, und dass sie versuchen wollen, diese Ideen dort weiter zu tragen.

Auf der deutschen Seite wurde viel über verschiedene Aktionsformen diskutiert, gerade bei dem Versuch sie vermittelbar zu machen. Das hat eine starke Reflektion der eigenen politischen Betätigung und eine grundsätzlichere Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundlagen hierfür angestoßen.

Auf beiden Seiten waren die drei Wochen geprägt von dem Versuch das jeweils andere politische System und die darin enthaltenen Probleme zu verstehen. Es hat ein reger Austausch sowohl persönlicher als auch politischer Art zwischen den Teilnehmenden aus sehr unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten stattgefunden. Dadurch wurde ein tieferes Verständnis für die Situation junger Menschen und ihrer Probleme, Hoffnungen und Wünsche im jeweils anderen Land erzeugt.

Der zweite Teil des Projekts war für den Sommer 2014 geplant. Nachdem es schon beim ersten Teil Probleme mit der Finanzierung gab, wurde schon früh Energie in einen Zeit uns Finanzierungsplan gesteckt. Leider erfolglos, sodass der Austausch erst auf Ende des Jahres und schließlich auf Sommer 2015 geschoben wurde. Auch wenn dieses für alle ein großer Frustartionsmoment war, wurde dennoch eine Infoveranstaltung zu den Protesten in Kenia organisiert. Dieses gab der Gruppe einen neuen Motivationsschub worauf hin erneut zahlreiche Stiftungen etc. angefragt wurden um das Projekt doch noch finanzieren zu können. Parallel wurde viel an Konzepten für Workshops in Kenia gearbeitet. Die Teilnehmenden befassten sich in diesem Zuge sehr viel mit dem Thema „weiß sein“ und den daraus folgenden Privilegien. Leider gelang es der Gruppe bis März 2015 nicht genügend Gelder zusammen zu bekommen, sodass sie das Projekt endgültig aufgeben mussten. Im Spätsommer veranstaltete sowohl die deutsche als auch die kenianische Gruppe einen abschließenden Infoabend um über das Projekt „Actiwisdom“ zu berichten.